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Ochsen-Menuett

Nein, nicht ein Menuett getanzt von einem Ochsen ist das Thema dieses Singspiels, sondern die Anekdote, dass Joseph Haydn einem reichen ungarischen Metzger für die Hochzeit von dessen Tochter ein Menuett geschrieben habe und sich dieser dafür mit einem großen, lebenden Ochsen bedankt habe.

Aus dieser Anekdote hat Georg von Hofmann, Sekretär und Operndichter am Theater an der Wien, 1823 ein Singspiel mit dem Titel „Die Ochsen-Menuett“ oder „Die Ochsen-Menuette“ gedichtet, zu dem Ignaz Ritter von Seyfried die Musik, basierend auf Kompositionen Haydns, eingerichtet hat. Solche Vaudevilles waren im frühen 19. Jahrhundert sehr beliebt und vielleicht war eine der Aufführungen dieses Stückes 1822/1833 am Detmolder Hoftheater für Albert Lortzing, der dabei die Rolle des Jantsi (Schüler von Haydn) spielte, die Anregung, seine „Szenen aus Mozarts Leben“, die ausschließlich auf Kompositionen Mozarts basieren, zu schreiben.

Das Detmolder Hoftheater-Material (Mus-n 216) zu diesem Singspiel ist vollständig erhalten und enthält einen der wenigen überlieferten ausdrücklich für dieses Theater erstellten Text-Drucke. Es handelt sich nur um die Texte der Gesänge und wurden diese in Münster gedruckt.

Darüber hinaus findet sich in diesem Material ein Hinweis auf den Detmolder Schauspieler W. Granfeld, der von 1831 bis 1834 am Hoftheater engagiert war. Auf dem Vorsatzblatt der Partitur ist mehrfach das Kürzel „GfWG“ notiert und der Eintrag auf der Singstimme des Eduard zeigt, dass es sich dabei um das Kürzel von Granfeld handelt:

Der Vermerk auf dem Vorsatzblatt der Partitur, der mehrfach wie bei einer Schreibübung notiert ist,  bedeutet nicht, dass die Partitur aus dem Besitz Granfelds stammt: Sie ist bereits 1828 in der Taxation erwähnt und wurde also von August Pichler mitgebracht.

Die Erfassung dieses Materials erbrachte neben diesen Besonderheiten außerdem die 2.000 Rollendatei, d. h., dass zu 2.000 personae dramatis Dateien angelegt sind und diesen nun ebenfalls Informationen aus dem umfangreichen Aktenmaterial zugeordnet werden können.

 

 

 

Neue Zeichnung zum Kostüm

In den Materialien zu „Otello“ von Gioacchino Rossini (Mus-n 204) fand sich auf dem hinteren Umschlag der Violine 1 (25) eine Zeichnung der Figur des Otello. Sollte sie gleichzeitig mit dem Eintrag darüber entstanden sein, so ist sie erst von 1857. Doch scheint die Zeichnung ein reales Kostüm des Otello wiederzugeben.

Erster „Fund“ zum Tanz in den Opern

Zur Zeit häufen sich die interessanten Neuigkeiten, doch diese hat Vorrang: Erstmals fand sich in den Materialien zu Wilhelm Tell von Gioachino Rossini (Mus-n 202) ein Dokument zur Ausführung eines Tanzes. Tänze werden ja häufig in Opern verlangt, doch Wilhelm Tell ist besonders reichlich damit gesegnet: Es gibt im ersten Akt einen „Choeur Dansè“ – wie es in den Quellen heißt – und im dritten Akt einen „Pas de trois mit Chor“ und einen „Pas de soldats“.

Das Blatt mit den Schrittfolgen liegt einer Correpetir-Stimme bei, die für die Einstudierung der Tänze im 3. Akt (Nr. 15 und 16) geschrieben wurde.

Mus-n 200 erfasst

Als Zwischenstand melden wir mit einem gewissen Stolz: Wir haben in unserem Portal jetzt 200 Aufführungsmaterialien erfasst, d. h. zu 200 Werken, die am Detmolder Hoftheater mit Musik gegeben wurden, sind die erhaltenen Partituren, Sing-, Chor- und Orchesterstimmen sowie ggf. Klavierauszüge, Textbücher und Rollenhefte erfasst. Dabei wurde neben der inhaltlichen Beschreibung ein besonderer Wert auf die Übertragung der Eintragungen, die sich häufig auf dem Titelblatt oder am Ende des Stück finden, gelegt. Hierbei handelt es sich um die Namen der Ausführenden und um Daten und Ortsangaben, an denen das Material verwendet wurde. Darüber hinaus wurden große Teile der überlieferten Theaterakten erfasst. Um die Materialien zu einander in Beziehung setzen zu können, werden Personen (bisher 1435), Werke (bisher 1063) und die dramatis personae (bisher 1865) mit eindeutigen Identifiern gekennzeichnet, so dass z. B. im Datensatz zu einer Person alle zu dieser erhaltenen Informationen aus dem Bestand abrufbar sind.

Besuchen Sie unser Portal und lassen Sie sich überraschen!

Übrigens verbirgt sich hinter der Signatur das Material zu der Oper „Die diebische Elster“ von Gioacchino Rossini.

Zeichnung aus der Parthie des Gianetto

Das Portal wächst

Die Informationen, die im Portal zusammengetrgen werden, nehmen fast täglich zu. Auf diese Erweiterung möchten wir jedoch besonders hinweisen. Vor wenigen Tagen ist die Übertragung der „Taxation 1828“ online gestellt worden. Es handelt sich hierbei um eine Aufstellung der Materialien, die August Pichler in den Hoftheaterbestand eingebracht hat. Der Original-Titel der Akte lautet: „Taxation der dem Schauspieldirektor Pichler gehörigen
Garderobe, Decurationen, Opern und Melodramen. volzogen den 15ten April 1828“. Aufgelistet sind über eintausend Garderoben-Stücke vom „echten grünen Sammtmantel“ im Wert von 12 Thalern bis zum dreieckigen Huth im Wert von 6 Groschen, aber auch mehr als einhundert Dekorations-Stücke wie „Ein Altdeutschersaal mit Rückwand und 4 Coulissen“ im Wert von 20 Thalern  oder eine Wasserwelle im Wert von 16 Groschen. Abschließend sind aber auch die Aufführungsmaterialien aufgelistet, die Pichler in den Bestand mit eingebracht hat, so dass für diese Materialien ein Datum ante quem der Beschaffung, nämlich der 15. April 1828,  feststeht.

Der Nutzer muss nun aber nicht bei jedem Material einzeln prüfen, ob dieses schon in Pichlers Bestand war, sondern diese Information ist – wie auch die Informationen zu Aufführungsdaten, Einnahmen, Ausgaben etc – direkt bei den Werkdaten abrufbar.

Wer sich aber einen Überblick über Theatergarderobe und Dekoratonselemente eines reisenden Theaters im frühen 19. Jahrhundert verschaffen möchte, der „muss“ die Auflistung selbständig durchsehen.

Der Kopist Friedrich Elzner in Eile

Friedrich Elzner, der am Detmolder Hoftheater als Schauspieler und Sänger angestellt war, verdiente sich zusätzlich Geld durch das Kopieren von Noten und war als Bibliothekar zuständig für das Aufführungsmaterial der Hoftheater-Gesellschaft. Man findet deshalb Spuren seiner Handschrift auf fast jedem Material, da er Inventarnummern vergab, den Umfang jeder Stimme auf dem Titelblatt vermerkte und Korrekturen und Ergänzungen vornahm. Die Handschrift von Friedrich Elzner ist sehr charakteristisch und deshalb leicht zu erkennen. Sie ist etwas verschnörkelt, aber sehr sauber, einheitlich und klar.

Stimmen, die Elzner kopierte, zeichnete er am Ende immer mit Orts- und Datumsangabe.  Die Stimmen zu dem in der Zeit sehr beliebten Vaudeville „Rataplan der kleine Tambour“ von Ferdinand Pillwitz (Mus-n 192) hat Elzner vollständig aus der Partitur, die am 9. Juni 1831 in Bremen geschrieben wurde, abgeschrieben. Jede Stimme ist am Ende gezeichnet mit „Pyrmont im July 831.“.

Im Jahre 1834 entschloss man sich, in dieses Vaudeville eine neue Nummer einzufügen, die als Nr. 1 1/2 gezählt wurde. Diese Nummer,  ein „Trommellied“, hat Elzner am 18. Dezember 1834 in der Partitur auf den letzten bis dahin leeren Seiten ergänzt und dann am 21. Dezember in allen Orchesterstimmen nachgetragen. Hierbei muss er ungwöhnlich in Eile gewesen sein. Man sieht dies weniger an der Notenschrift, aber die Signatur am Ende, auf die er in keiner Stimme verzichtet, und vor allem das „d’al Segno“ sind ungewöhnlich flüchtig geschrieben.

Weihnachten vor 175 Jahren …

waren am Hoftheater Detmold leider nicht friedlich. Der unten abgebildete Eintrag aus der Kontrabass-Stimme zu „Robert der Teufel“ – Mus-n 179 (23) – führte uns auf die Spur. Dort wird die ungewöhnliche Tatsache berichtet: „d. 26. December 1843 Probe ohne Vorstellung“ – während sonst eher wie in dem Eintrag darüber vom 17. November 1834 notiert wird: „[Aufführung] ohne Probe“.

Prüft man nun den Tagesbericht zu diesem Datum, so erfährt man: „Hr. Sesselmann u. Herr Schloss hatten einen Streit welcher in Schimpfen ausartete u. es zu Thätlichkeiten kam, weshalb die Probe aufgehoben werden musste.“ Die für den 27. Dezember angesetzte Aufführung wurden dann auch gleich abgesagt, wie der Kontrabassist vermerkt.

Herr Schloss sang den Robert, Herr Sesselmann wahrscheinlich den Bertram (die Materialien zu dieser Partie sind verloren), d. h. es handelt sich um einen Streit der Hauptdarsteller.  Dies wird in den folgenden Kommentaren zu der Anmerkung verschwiegen, vielmehr heißt es dort: „NB aus ganz besondern Ursachen, nehmlich wegen Mangel an Geld! u. s. w.“; „So muß kommen! sagt Neumann“ [Zeichnung] „trink‘ mal“

Wir wünschen Ihnen ein friedliches (!) Weihnachtsfest 2018.

 

„Rollen heißt das Zauberwort“

Nein, es geht nicht um Albert Lortzings dramaturgisches Credo, sondern um die Rollen in den Hoftheater-Materialien: Durch eine große Kraftanstrengung von Kristina Richts ist es gelungen, die Rollen aller bisher verzeichneten Materialien (ca. 175) aufzunehmen und das Quellenmaterial entsprechend auszuzeichnen. Es können damit jetzt Rollenverzeichnisse für die einzelnen Darsteller generiert werden: Wählen Sie einen der Darsteller der Detmolder Hoftheatergesellschaft und klicken Sie in seinem Eintrag unten auf den Verweis „Rollen“: Es öffnet sich dann eine Liste mit den Rollenheften oder Solostimmen-Partien, auf denen sie/er erwähnt ist. So erfahren Sie auch, aus welchem Stück diese Rolle stammt.

Sollten Sie auch außerhalb des Hoftheater-Bestandes auf einen Rollennamen stoßen, der Ihnen unbekannt ist, so suchen Sie doch in unserem Rollenverzeichnis, vielleicht kann Ihnen dieses helfen. Das Verzeichnis wird laufend im Zusammenhang mit der weiteren Quellenerschließung ergänzt.

Theaterdirektor Pichler

Im Allgemeinen tragen die Materialien zum Detmolder Hoftheater neben dem Stempel der Lippischen Landesbibliothek die Stempel des „Fürstlich Lippischen Hoftheaters“ und/oder „Fürstlicher Bestand“. Darüber hinaus sind gelegentlich Stempel von Vorbesitzern der Materialien belegt.

Jetzt fand sich erstmals ein Stempel von Theaterdirektor August Pichler persönlich.

Stempel aus der Dirigierstimme zu „Das neue Sonntagskind“, die Fr. Popitz 1827 aus schlechten Stimmen, wie er selbst schreibt, zusammengeschrieben hat (Mus-n 172)