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„Der Freischütz“ als Steinbruch …

… unter anderem in dem Vaudeville „Sieben Mädchen in Uniform“ von Louis Angely
(Mus-n 22) aus dem Jahre 1825. In dem Chor Nr. 16 wird dort der Spottchor des Kilian in der originalen Instrumentierung wiederverwendet, aber mit dem Text: „Wachet auf Ihr feigen Memmen, wollt Ihr unsre Schritte hemmen, harret Eurer strenger Lohn!“

Engagementsgesuche

Bekanntmachung_1840

Das Detmolder Hoftheater abonnierte von Beginn an, d. h. seit 1832, die „Allgemeine Theater-Chronik“, eine Zeitschrift, die alle für ein Theater wichtigen Informationen verbreitete: Berichte und Repertoires von den einzelnen Bühnen, aber auch Personalverzeichnisse der Ensembles. Wollte man also wissen, was auf den großen Bühnen in Berlin, München oder Mannheim oder auch im Ausland gespielt wurde, so wurde man hier ebenso fündig wie bezüglich der Information zum Engagementsort einzelner Darsteller. Am Ende jeder Ausgabe, die nur jeweils 4 Seiten umfasste, gab es darüber hinaus eine Rubrik „Intelligenzblatt“, in der Verlage oder Autoren für Stücke werben konnten oder einzelne Personen auch Engagementsgesuche veröffentlichen konnten.

Am 15. Mai 1840 schaltete das Fürstl. Hoftheater in dieser Rubrik eine Anzeige, die belegt, dass das Interesse an einem Engagement bei dem Ensemble so groß gewesen sein muss, dass man nicht alle Anfragen beantworten konnte, denn warum sollte man sonst schreiben: „Alle an die Intendance und Direktion des Fürstlichen Hoftheaters zu Detmold, gerichteten Engagements-Briefe, welche binnen drei Wochen nicht beantwortet werden, sind als unberücksichtigt zu betrachten.“

Kreative Musiker

Das Material zu Albert Lortzings Erfolgsoper Zar und Zimmermann (Mus-L 42 a 1 bzw. Mus-L 42 r 1) wurde sehr lange verwendet: Das Hoftheater erwarb die Partitur 1839, die Stimmen wurden bis Januar 1840 ausgeschrieben und die Erstaufführung erfolgte am 15. März 1840 in Detmold. Diese Orchesterstimmen wurden dann über achtzig Jahre verwendet –  die letzten Eintragungen stammen aus dem Jahre 1923.

In den Orchersterstimmen gibt es sehr häufig am Ende Eintragungen. Hierbei handelt es sich z. T. nur um Namens- und Datumsvermerke, gelegentlich aber auch um nähere Angaben  zu Aufführungen wie besondere Mitwirkende oder Anlässe (Benefize, Jubiläen). Bei zahlreichen Stimmen zu Zar und Zimmermann sind deshalb freigelassene Seiten am Ende bzw. die Innenseite des Rückumschlags mit Einträgen übersät, wie das Bild aus der Stimme der Oboe 1 zeigt.

vollgeschriebene SeiteMit Eintragungen übersäte Seite aus der Stimme der Oboe 1 zu Zar und Zimmermann von Albert Lortzing. Sign.: Mus-L 42 a 1 (21)

Gelegentlich gibt es aber auch sehr hübsche Zeichnungen, die manchmal auch Bezug auf die jeweilige Oper nehmen, wie die Zeichnung aus der Stimme des 2. Fagotts.  Wieviel Ähnlichkeiten dieses Bild des van Bett mit der realen Darstellung der Rolle auf der Bühne hat, lässt sich nicht ermitteln. (Ebensowenig natürlich eine Ähnlichkeit des laufenden Cellisten mit einem Orchestermitglied.) Zumindest war ein anderer Fagottist mit der Zeichnung nicht einverstanden, denn er kommentiert: „Das ist gar nischt!“

Ich bin klug_AusschnittZeichnungen auf dem hinteren Umschlag der Stimme des 2. Fagotts zu
Zar und Zimmermann von Albert Lortzing. Sign.: Mus-L 42 a 1 (26)
Neben der linken Figur steht „Ich bin klug und weise mich betrügt man nicht“, was diese Figur eindeutig als ein Porträt des Bürgermeisters van Bett ausweist.

Erfassung der Belege 1827 bis 1847 ist abgeschlossen

Die Erfassung der Belege zu den Titeln „Musikalien“ und „Bibliothek“ für die Jahre 1827 bis 1847 ist abgeschlossen. Diese Belege zu den Rechnungsbüchern dokumentieren in den meisten Fällen sehr genau, für welche Tätigkeit Kosten abgerechnet wurden. Bei dem Ausschreiben von Stimmen kann das so weit gehen, dass nicht nur notiert wird, ob Gesangs-, Streicher- oder Bläserstimmen kopiert wurden, sondern sogar, aus welchem Akt.

So erfährt man z. B., dass im März 1847 die Stimmen zu Albert Lortzings Oper „Der Waffenschmied“ folgendermaßen ausgeschrieben wurden: Friedrich Elzner kopierte sämtliche Solo- und Chorstimmen, W. Geisselbrecht schrieb die Orchesterstimmen (mit Ausnahme der Blasinstrumente im Finale) zum 1. Akt, J. Dassel einen Teil der Orchesterstimmen zum 2. Akt, C. Hoffmann die Quartettstimmen, das sind die Streicherstimmen, [zu welchem Akt ist hier nicht angegeben] und Fr. Müller die Orchsterstimmen zum 3. Akt, die Blasinstrumente zum Finale des 1. Akts und Trompeten, Posauen, Timpani, Janitscharen zum 2. Akt. Die notwendigen Rollenhefte für den gesprochenen Dialog schrieb C. Gladbach. Und erworben wurde die Partitur von Sturm & Koppe in Leipzig, ein Theatergeschäftsbureau, das für Albert Lortzing die Geschäfte abwickelte.

In nächster Zeit werden jetzt diese Dateien ausgezeichnet, so dass dann alle erwähnten Personen und Werke mit „ihrem“ Datensatz verbunden sind und der Benutzer sich bequem weitere Angaben erschließen kann.